Leise werden

Mirijam Heiler / Bozen

Wenn Google den Weg nicht kennt, wird es spannend. Von Bozen schlängele ich mich langsam den Bergrücken des Ritten hinauf und folge der analogen Wegbeschreibung der Künstlerin Mirijam Heiler über eine steile Schotterstraße. Am Ende, weit oben angekommen, lebt sie mit ihrem Mann, ihrem kleinen Sohn Jakob und einem atemberaubenden Panoramablick.
Unten im Tal liegt unwirklich und klein die Stadt. Der Blick scheint ein wenig zu verschwimmen, aber es gibt auch eine enge Verbindung, denn jeden Tag fährt Mirijam zum Arbeiten runter nach Bozen.
Darüber sagt sie: „Mein Studio erweckt in mir den Eindruck, als stünde ich in einem leeren Schwimmbad. Es gibt nicht viel Ablenkung. Ein leiser, leerer Raum ohne Stuhl oder Sofa. Kein Ort des gemütlichen Verweilens, sondern ein Ort des konzentrierten Arbeitens.“ Dieses Bild nehmen wir heute wörtlich und inszenieren ihre Bilder in dem noch leeren Schwimmbad des Hauses und verzichten dabei auf jede Ablenkung.
Die beschriebene Reduktion spiegelt sich auch in ihren Arbeiten wider. Formen, die sich wiederholen wie ein Gebet oder Mantra. Viele Bilder sind nicht eckig, sondern haben Rundungen, wie der Rundbogen eines Fensters, der den Blick in Mirijams Welt freigibt.
„Der lauten Welt trete ich nicht mit noch lauteren Bildern entgegen. Ich möchte ein bisschen leiser sein. Ich versuche aufzuräumen und alles überflüssige zu eliminieren“, so beschreibt sie die radikale Abstraktion, mit der sie die Konzentration auf die Essenz der Dinge lenkt.
Dieses Gefühl vermittelt auch die Wohnung. Auch hier gibt es nicht viel überflüssiges und die klaren Formen strahlen eine ebensolche Ruhe aus, wie ihre Bilder und der Blick aus dem Fenster auf die beeindruckende Aussicht lässt auch mich ganz leise werden.
english

Becoming quiet

If Google doesn’t know the way, it gets exciting. From Bolzano, I slowly wind my way up the Ritten mountain ridge, following the analogue directions given by the artist Mirijam Heiler along a steep gravel road. At the end, far up, she lives with her husband, her little son Jakob and a breathtaking panoramic view.
Down in the valley, unreal and small, is the town below. The view seems to blur a bit, but there is also a close connection, because every day Mirijam drives down to Bolzano to work in her studio. About this she says: „My studio makes me feel like standing in an empty swimming pool. There are not many distractions. A quiet, empty room without a chair or sofa. Not a place for relaxing, but a place for concentrated work.“
Today we take this image literally and stage her pictures in the still empty swimming pool of the house, doing without any distractions.
 The described reduction is also reflected in her works. Shapes that repeat like a prayer or mantra. Many pictures are not squares but have curves, like the round arch of a window that opens the view into Mirijam’s world. „I don’t face the noisy world with even louder pictures. I want to be a little quieter. I try to tidy up and eliminate everything that’s unnecessary“, is how she describes the radical abstraction with which she focuses the concentration to the essence of things.
This feeling is also transmitted by the interior of the apartment. Here, too, there is not much that is superfluous and the clear forms radiate a calmness just like her paintings, and the view from the window of the impressive landscape also makes me feel very quiet.
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